Phönix Seen war in Töss lange Zeit die etwas bessere Mannschaft. Die abstiegsgefährdeten Gastgeber aber konnten im entscheidenden Moment mit dem Druck
Das Stadtderby zwischen Töss und Phönix Seen war aus drei Gründen speziell. Beim Gastgeber standen gleich neun Spieler in der Startaufstellung, die früher einmal das Dress des Gegners getragen haben. Dazu kommt Trainer Abramo D’Aversa, der viele Jahre lang die Seemer an der Spitze der 2. Liga gecoacht hat. Als Drittes kam der Umstand hinzu, dass die abstiegsgefährdeten Tössemer nach der 2:3-Niederlage vor einer Woche in Diessenhofen massiv unter Druck standen.
Bereits vor der Partie in Diessenhofen war es dem Verein von der idyllischen Sportanlage Reitplatz nicht rund gelaufen. Im vergangenen Herbst wurden die Trainer Remo Todesco und Carlo Cremonesi durch D’Aversa ersetzt. Das Fanionteam schloss die Vorrunde auf einem Abstiegsplatz ab und trotz guten Transfers während der Winterpause verlief auch die Rückrunde nicht wunschgemäss. Nur elf Punkte resultierten aus den ersten acht Meisterschaftspartien. Deshalb standen die Tössemer gegen Phönix Seen unter Zugzwang. Die Seemer dagegen hatten vor dem Derby zehn Zähler mehr auf ihrem Konto als Töss.
Youngsters trumpfen auf
Die erste Halbzeit verlief verhalten. Töss wollte keine Fehler begehen, weil es keine Fehler machen durfte. Und Phönix war anzusehen, dass das Team nicht unter enormem Siegesdruck stand. In der zweiten Halbzeit schufen sich die Seemer, angetrieben durch ihre jungen Spieler Nabil Gazi (17-jährig), Fabian Inglin (20) und Bent Wagner (18), ein Übergewicht. In der 68. und 69. Minute hatten Aleksandar Petrovic und Besart Gjukaj die Seemer Führung auf dem Fuss.
Bei einem Entlastungsangriff in der 76. Minute aber gingen die Tössemer in Führung. Der schnelle und technisch starke Sedat Nuhiji spielte einen scharfen Pass vor das Tor, wo Gonzalo Martin Pedrosa den Ball aus kurzer Distanz zum 1:0 über die Linie drückte.
Jeder Punkt zählt
Nach dem Führungstor war der Elan der Gäste gebrochen. Der unermüdliche Captain Sandro Malis dagegen hielt mit immenser Laufarbeit das Teamgefüge der Tössemer zusammen, die dank Norbu Dobler in der 88. Minute, wieder nach einem Traumpass von Nuhiji in den freien Raum, und Benjamin Rast in der Nachspielzeit (90.+6.) noch zwei weitere Treffer nachlegen konnten.
Die Freude im Lager der Sieger nach dem Schlusspfiff war gross. «Jetzt geniessen wir einfach eine Stunde lang etwas gutes vom Grill und danach arbeiten wir seriös weiter», meinte Trainer Abramo D’Aversa. Der Teamverantwortliche lobte seine Equipe für ihren starken Siegeswillen. Seine Analyse fiel aber auch kritisch aus: «Weil es bei uns um sehr viel ging, waren wir lange Zeit verkrampft.»
Die Tabellensituation des FC Töss bleibt trotz des Derbysiegs gegen Phönix Seen angespannt. Weil aus der interregionalen 2. Liga mit Blue Stars, Seuzach und Einsiedeln wohl drei Vereine des Fussballverbandes der Region Zürich (FVRZ) absteigen, wird der schlechtere Viertletzte der beiden FVRZ-Gruppen der 2. Liga regional Ende Saison ebenfalls in die 3. Liga gehen müssen.
Bei Phönix Seen ist die Abstiegsgefahr trotz der Niederlage in Töss nur noch gering. «Trotzdem», hielt Trainer Manuel Trashorras nach dem Schlusspfiff fest, «hätten wir mit einem Derbysieg bei Töss natürlich den Ligaerhalt praktisch sicherstellen wollen.»