Fussball 2. Liga Im letzten Spiel der Hinrunde erreicht Phönix Seen gegen Gossau ein leistungsgerechtes 3:3. Für beide Teams wäre mehr möglich gewesen.
Die Szene war sinnbildlich: Während Phönix-Trainer Manuel Trashorras schon längst mit der Teambesprechung beschäftigt und damit schon fast fertig war, holte sich ein Betreuer des FC Gossau noch mehrere Minuten nach dem Schlusspfiff eine Verwarnung wegen Schiedsrichterbeleidigung («Lachnummer») ab. Hätten sich die Zürcher Oberländer in der zweiten Halbzeit mehr auf das Spiel statt auf dessen Leitung konzentriert, so hätten sie wohl gewonnen. Denn sie waren vor der Pause die klar bessere Mannschaft gewesen und führten da mit 2:1 eher zu knapp. So aber kam Phönix Seen zu einem verdienten 3:3-Unentschieden und war in der Schlussphase dem Sieg sogar näher.
Die Verletzung des Schiris
Der Ursprung der Gossauer Beschwerden war eine Verletzung des Schiedsrichters. Der tauschte für die zweite Hälfte mit einem seiner Assistenten den Platz. Mit der Einschränkung allerdings, dass er wegen seiner Verletzung an der Seitenlinie das Offside nicht anzeigen konnte und die entsprechenden Entscheidungen dem «neuen» Schiedsrichter überlassen musste – und das in der Platzhälfte des FC Gossau. Auf der anderen Seite war der Assistent mit all seinen Kompetenzen weiterhin im Einsatz. Relevant wurde diese Konstellation in der 63. Minute: Da zog der Seemer Bent Wagner davon – was von der Gossauer Trainerbank her aus über 50 Metern Distanz und von hinten betrachtet tatsächlich wie ein Offside wirken konnte. Die Schiedsrichter aber sahen das anders, Wagner stiess in den Strafraum vor und wurde gefoult. Fidan Surlici verwertete den Penalty mit seinem zweiten Tor des Tages zum 3:2 für Phönix. «Ich glaube nicht, dass die Verletzung des Schiedsrichters auf den Ausgang des Spiels einen Einfluss hatte», sagte Trashorras und lag damit wohl richtig. Er hätte sich ja auch aufregen können, denn in der Nachspielzeit wurde Wagner wegen einem heftigen Schubser, den der Ref als Tätlichkeit einstufte, vom Platz gestellt. Trashorras aber sah das eher als «Lehrblätz» für seinen Spieler: «Wagner hat Jahrgang 2003. Wenn einer wie er keine Aussetzer haben darf, wer dann? Aber es war natürlich dumm.»
Nicht zufrieden war Trashorras mit dem, was sein Team in der ersten Halbzeit abgeliefert hatte. «Nach dem Sieg gegen Uster waren wir einfach zu überheblich», fand er. Eine Woche vorher hatte Phönix den Favoriten auf den Aufstieg in die 2. Liga interregional nach einem 2:4-Rückstand noch 5:4 bezwungen. Gegen Gossau aber hatten die Seemer zunächst grosse Mühe. Dabei führten sie schon in der 7. Minute durch einen von Blerton Dauti herausgeholten und verwandelten Foulpenalty 1:0. Doch Gossau war aggressiver, kompakter, besser und kehrte den Match noch in der ersten Halbzeit.
Wie die ganze Vorrunde
Die spielerischen Qualitäten von Phönix kamen erst zum Vorschein, als Gossau sein starkes Pressing nach der Pause nicht mehr aufziehen konnte. «Da waren wir die bessere Mannschaft», erklärte Trashorras. Nun gelangen auch Kombinationen über mehrere Stationen, etwa beim Treffer Surlicis zum 2:2 in der 56. Minute. «Heute müssen wir dieses Unentschieden mitnehmen», sagte Trashorras weiter, «denn wir haben solche Spiele auch schon verloren.» Das wäre auch diesmal möglich gewesen. Denn nur drei Minuten nach Surlicis 3:2 glich Gossau durch einen sehenswerten Freistosstreffer Fabio De Nunzios zum 3:3 aus. Kurz darauf hatte Tiago Oliveira das Siegestor für Gossau auf dem Fuss, schoss aber aus kurzer Distanz über das Tor. In der Schlussphase vergaben Surlici und Dauti je einen «Matchball» für Phönix.
«Was wir heute gezeigt haben, passt zu unserer ganzen Vorrunde», zog Trashorras Bilanz. «Wir sind noch nicht konstant genug, doch das ist Klagen auf hohem Niveau.» Mit den 18 Punkten, die sein ziemlich neu formiertes Team geholt hat, ist er zufrieden. Aber: «Wir kriegen einfach noch zuviele Tore.» Sieben waren es alleine in den letzten beiden Vorrundenspielen. Das Positive daran ist: Phönix holte trotzdem vier Punkte. (uk)